Weitere Gameplaymechaniken und Systeme
Selbstverständlich war dies noch nicht alles, was Elex 2 zu bieten hat. Ich erwähnte ja schon die Fähigkeiten “Taschendiebstahl”, “Schlösser knacken” und “Tresore hacken”.
Der Taschendiebstahl funktioniert ganz simpel. Man lernt die Fähigkeit, schleicht sich von hinten an sein Opfer heran und drückt einen Knopf. Daraufhin öffnet sich ein Menü, ein Zeitraffer läuft ab und man kann sich währenddessen entscheiden, welches Item man dem Opfer stibitzen möchte. Ob dies gelingt oder nicht ist reiner Zufall. Selbst wenn man Taschendiebstahl maximiert, kann es noch immer gut sein, dass der Taschendiebstahl sehr sehr oft fehlschlägt. Leider ist dies etwas schlecht gebalanced oder sagen wir… zumindest einfach unersichtlich, wie hoch die Chance ist. In vergangenen Piranha Bytes Spielen war dies besser abschätzbar. Ich wünschte mir, man würde sich dabei auch wieder an ältere Spiele orientieren. Besonders Risen 1 bleibt beim Taschendiebstahl noch immer mein Highlight, da man, während man jemanden beklaut, ihm einfach mal einen Witz erzählt, was ein sehr charmantes Detail war, welches das ganze System enorm aufgewertet und lebendiger gestaltet hat. Es wäre traumhaft wenn man dies zurückbringen würde, man allerdings das Taschendiebstahl so aufbauen würde, dass man entweder jemanden in einem Gespräch verwickeln kann, um ihn abzulenken, oder eben aus dem verborgenen von hinten in die Taschen greift ohne Kommunikation. Für jemanden wie mich, für dem das Stehlen von Gegenständen ein ganz großer wichtiger Aspekt von Piranha Bytes Spielen ist (weshalb ich Gothic 3 doof fand, weil das da aufgrund derer Telepathie quasi unmöglich war.) wäre so ein erweitertes Diebessystem ein wahrer Traum!
Das Schlösser knacken funktioniert genauso, wie im ersten Elex. Man lernt die Fähigkeit, besorgt sich Dietriche und geht an eine verschlossene Truhe. Hier gibt es leichte, moderate und schwierige Schlösser. Je schwerer, desto höherstufig muss die Fähigkeit sein. Doch selbst bei den drei Kategorien gibt es nochmal etwas Variation. Bei leichten Schlössern gibt es manchmal Schlösser mit nur vier “Bolzen” (oder wie man es nennen möchte.) und bei anderen leichten Schlössern sechs. Um ein Schloss zu knacken, erscheint ein Bildschirm, wo das Schloss zu sehen ist und man bewegt den Dietrich vor und zurück und versucht die richtige Reihenfolge der “Bolzen” zu finden, um das Schloss zu öffnen. An sich ganz simpel, es ist einfach ein “Trial & Error” Ding. Leider ist es damit auch ein Rückschritt zu Teil 1. Dort konnte man noch etwas erahnen, wann welcher “Bolzen” dran ist. Doch hier ist die leicht schräge Sicht und auch die farbliche Gestaltung so unübersichtlich, dass selbst wenn es Hinweise gibt, man diese einfach nicht erkennen kann. Dies war im ersten Teil wirklich leichter und angenehmer zu handhaben. Zumal es auch immer wieder starke FPS Einbrüche beim Knacken von Schlössern gibt, wieso auch immer. Der Dietrich lässt sich dadurch manchmal echt extrem langsam und schwerfällig bewegen, was ganz schön nervig und unangenehm sein kann.
Beim Tresoren hacken hat sich nichts verändert zu Teil 1. Man lernt die Fähigkeit, geht an einen Tresor, drückt die entsprechende Taste zum Hacken und versucht die Kombination herauszufinden. Dabei stehen einen “<” und “>” als Hinweise zur Verfügung, die anzeigen, ob eine Zahl größer oder kleiner als die nächste ist. Nun kommen wir zu einem Problem in der PS4 Version. Während es im Vorgänger so war, und es auch in der PC Version so ist, dass die Zahlen farbig markiert sind, sprich korrekte Zahl = Grün, falsche Zahl = Rot, Zahl an falscher Stelle = Gelb, so gibt es diese Farben in der PS4 Version, wieso auch immer nicht! Lediglich die korrekten Zahlen werden markiert, doch nicht mehr die Zahlen, die an eine andere Stelle gehören. Ich verstehe nicht warum. Ist denen die Farbe ausgegangen bei der Portierung? Oder hat sich da einfach ein Bug eingeschlichen? Ich weiß es nicht und kann es daher leider nicht im geringsten nachvollziehen. So mutiert das ganze System zu einem reinen Trial & Error Prinzip. Dazu gibt es auch immer wieder Zahlen, die nicht funktionieren und daher nicht gedrückt werden können. Diese sind eigentlich ausgegraut. In der PS4 Version bin ich mir nicht sicher, ob die ausgegraut sind und man es nur nicht wirklich gut erkennen kann oder ob dies hier ebenfalls nicht der Fall ist. So oder so, es ist keine Hilfe. Also noch mehr Trial & Error, auch wenn dies zumindest leicht herauszufinden ist. Somit ist das Hacken von Tresoren in der PS4 Version von Elex 2 leider ein Rückschritt zum Vorgänger. Wie es auf anderen System abseits des PCs ist, kann ich jedoch nicht beurteilen.
Doch gibt es auch noch andere Mechaniken im Spiel, die nicht ganz so offensichtlich sind. Im ersten Elex gab es zwei Systeme. Ein Sympathiesystem und ein “Kälte”system, welches das emotionale/Rationale Verhalten definierte. In Elex 2 gibt es das Sympathiesystem weiterhin, doch anstelle des Kältesystems, gibt es nun ein “Zerstörungssystem”. So kann man eher “erschaffender” Natur sein oder “zerstörerischer”. Je nachdem welche Dialog Entscheidungen man trifft füllt sich die Zerstörung oder nimmt ab. Auch die unschuldigen “Atmosphäre-Tiere” spielen dabei eine Rolle. Tötet man diese, nimmt Zerstörung zu. Greift man unschuldige NPCs an oder tötet diese, nimmt Zerstörung ebenfalls zu. Doch es gibt auch einige Optionen, um die Zerstörung zu senken. Z.B. in dem man einem verwaisten Kind was zu essen gibt.
Und ja, hier spreche ich noch eine weitere Neuerung kurz an, erstmalig gibt es in einem Piranha Bytes Spiel Kinder! Das beginnt beim Sohn von Jax und Caja, der ein wenig seltsam ist und nicht wirklich sehr authentisch wirkt als Kind, hört bei Kindern in den verschiedenen Fraktionen auf, wo die Kinder auch erheblich authentischer wirken und schon ganz gut umgesetzt sind. Angreifen kann man die Kinder übrigens nicht. Dies erwähne ich explizit, da man in Piranha Bytes Spielen normalerweise immer alles und jeden angreifen kann. Wäre dies hier möglich, wäre natürlich die Altersfreigabe in die Höhe geschossen. Doch man kann die Kinder bestehlen. Woher ich das weiß? … Ähm… nun… sagen wir… Es war ein Unfall, Frau Salesch? … “hust” … “räusper”
Ähem aber wo waren wir nochmal? Bei den Zerstörungs- und Sympathiesystemen. Je nach Dialogoption, steigt oder sinkt die Sympathie zu NPCs, besonders auch zu den Gefährten. Ob es bei fremden NPCs einen wirklichen Unterschied macht, konnte ich leider nicht feststellen, doch bei den Gefährten ändert sich je nach Sympathie die Loyalität zu einem. Ich kann auch soviel verraten, dass es auch wieder möglich ist mit einer der Gefährtinnen eine Liebesbeziehung einzugehen. Allerdings ist das Sympathiesystem ein wenig “seltsam”. Oft ist es nicht wirklich nachvollziehbar, wieso ein Charakter auf etwas so oder so reagiert. Besonders wenn man Caja im Schlepptau hat, ist es wirklich kompliziert, da es auch Dialoge gibt, wo keine einzige Dialogwahl ihr gefällt. Ich hatte auch Gespräche erlebt, wo es ihr nicht gefiel, dass wir einer Person geholfen haben, während es ihr dann doch gefiel, dass wir dieser selben Person geholfen haben, bevor es ihr erneut nicht gefallen hat. Verstehe das wer will… Allgemein wirkt der Charakter Caja in Elex 2 ziemlich verhunzt und hat nicht wirklich mehr viel mit der Caja aus Teil 1 zu tun, weder vom Charaktermodell, noch von der Persönlichkeit. Wobei bei dem Punkt die Gefährtenquest von ihr noch zu empfehlen ist, auch wenn die sich echt zieht.
Doch ist sie nicht die einzige, die unverständlich reagiert. Bei den anderen Gefährten ist es auch nicht immer ersichtlich aber ich hatte bisher das Gefühl, dass es bei den anderen dann zumindest erheblich einfacher ist. Ich muss aber zugeben, dass ich eh hauptsächlich mit Caja herumgelaufen bin, da ich alle anderen im Kampf als nutzlos empfand, auch wenn ich gerne mehr mit Fox oder Nyra herumgelaufen wäre, da ich die am interessantesten fand. Das Problem der anderen Gefährten war bei mir nämlich, dass sie einfach so gut wie nie die Gegner getroffen haben, selbst wenn dieser genau vor denen stand.
Bei der Zerstörung verhält es sich übrigens manchmal ähnlich. Oft ist es sehr eindeutig, doch ab und an wird eine Antwort, die eigentlich “freundlich” oder “zuvorkommend” ist, als “zerstörerisch” bewertet, während eine Antwort, die eher “zerstörerisch” wirkt dagegen als “nicht zerstörerisch” gilt. Wenn man bedenkt, wie komplex es sein muss, solche Systeme umzusetzen, sind diese kleinen Ungereimtheiten vielleicht auch einfach unvermeidbar.
Technik und Sound
Nun kommen wir zu den letzten Punkten, die es zu erwähnen gibt.
Soundtechnisch ist Elex 2 ziemlich klasse! Besonders hervorzuheben ist, dass man es tatsächlich endlich wieder geschafft hat, einen langersehnten Fanwunsch umzusetzen. In Gothic 1 gab es nämlich ein besonderes Leckerli im Spiel. Und zwar ein Auftritt von der realen Band In Extremo! Seitdem fragen Fans immer wieder, ob man nicht wieder sowas einbauen kann. Piranha Bytes erklärte bereits, dass dieses Unterfangen sehr komplex und schwierig umzusetzen sei, da viele Variablen einfach zusammenfinden müssen, zumal das Erstellen von sowas ebenfalls alles andere als leicht ist. Doch in Elex 2 ist es tatsächlich passiert und man hat einfach mal ein Konzert von “Billy Talent” eingebaut! Dies hat man auch sehr schön in Szene gesetzt. Leider lässt sich mit der Location hinterher nur nichts mehr anfangen. Auch die zwei verbleibenden NPCs, die immer dasselbe sagen, sprechen nicht einmal mit einem. Damals bei Gothic 1 war das also etwas eleganter umgesetzt. Dennoch ein toller Pluspunkt in Elex 2!
Allgemein weiß das Spiel musikalisch sehr zu überzeugen. Besonders hervorzuheben ist auch das Radioprogramm im Spiel, bei dem nicht nur “Herberts” Aussagen zu hören sind, sondern auch viel verschieden tolle Musik zu erlauschen ist, die dazu einlädt sich einfachmal an das Radio heranzusetzen und ein wenig dem Programm zu lauschen.
Leider schweigt die Musik aber gerne mal im Verlauf des Spieles. Ich bin mir nicht sicher, ob es gewollt ist oder, ob ich da einfach irgendwelche Bugs hatte. Ich glaube eher zweiteres, da es manchmal echt lange dauerte, bis endlich wieder Musik eingesetzt hat.
Die Sounds der Umgebung und Animationen, Interaktionen usw. sind auch wieder sehr gut gelungen und wirken sehr authentisch. Besonders liebe ich irgendwie den Sound, wenn man über Schnee läuft. Ich weiß nicht wieso aber ich mag es sehr. Allerdings liebe ich Schnee allgemein sehr. In Spielen, wie auch in der Realität.
Kleiner Wermutstropfen ist nur die Lautstärkeabmischung manchmal. So ist das Wassergeräusch, wenn man aus dem Wasser herausspringt, viel zu laut. Bereits in Elex 1 war es viel zu laut. Ich verstehe daher nicht, wieso man das nun nicht angepasst hat.
Die Synchronisation ist sehr lobenswert. Der Sprecher von Jax, Michael Lott, macht einen verdammt guten Job, auch wenn ich mir manchmal gewünscht habe, dass er die “…” etwas mehr mitspricht, um teilweise noch mehr Emotionen oder Spannung reinzubringen. Ansonsten gibt es auch altbekannte Sprecher des Piranha Bytes Universums, wie z.B. Bodo Henkel, der in Gothic bereits Xardas sprach, nun aber den Vater von Jax, Wardek seine Stimme leiht. Auch eine Lara Trautmann darf eine wichtige Rolle sprechen, die ihr sicherlich auch als “Lara Loft” und aus Filmen wie “Die Eiskönigin 2 “oder als Stimme von Lara Croft kennt. Letzten Endes hat jeder der Sprecher einen wirklich guten Job gemacht. Einen Ausfall gab es bei keinem so wirklich, höchstens, dass mal die Stimme nicht optimal zum Charakter passt, wie z.B. als ein “Bubi Bartlos” Erzberserker mit einer Stimme von mächtiger Natur sprach. Aber das empfand ich eher als witzig, zumal es eh nur eine kleine Nebenrolle gewesen ist und daher nicht wild ist.
Die Technik von Elex 2 lässt dagegen, zumindest auf der PS4 sehr zu wünschen übrig. Abstürze über Abstürze, ein echt nerviger Speicherbug, der das gesamte Speicher/Laden System lahmlegt, FPS Einbrüche im Spiel, beim Schlösser knacken oder gar beim Navigieren der Weltkarte, verschwindende Texturen, Körperteile etc, spät aufploppende Elemente… Es gibt vieles was nicht so ganz rund läuft. Viele Dinge sind ziemlich egal, wie z.B. die Texturen, wenn die später aufploppen oder wenn da mal ein Kopf fehlt, da er nicht richtig geladen wurde. Dies kann sogar unterhaltsam sein. Schwierig ist es, wenn man durch die Gegend düst oder irgendwo landet, wo die Objekte nicht rechtzeitig nachgeladen sind und daher durch den Boden fällt. Passierte mir allerdings nur einmal und das auch nur im Post Game. Dies sollte also eher eine rare Ausnahme sein.
Die einzigen wirklich ärgerlichen Probleme sind die vielen vielen Abstürze, ungefähr ein Absturz alle ca. 4 Std im Schnitt, einen Bug, durch den eine Quest nicht abschließbar ist, weil die Leichen, die man dazu untersuchen soll, einfach nicht vorhanden sind, und der Speicherbug, der eben auch zum Neustart des Spieles führt. Die Ladezeiten sind beim Starten des Spieles sehr lang, (Es vergehen mehrere Minuten) da kosten die ganzen Neustarte schon so einige Nerven. Ansonsten sind die Ladezeiten, meiner Ansicht nach, im Toleranzbereich bei ca. 20-30 Sekunden. (Allerdings hat hier jeder natürlich ein anderes Empfinden. Ich bin da allgemein etwas entspannter.)
Außerdem hatte Elex 2 gerade zu Release gewaltige Probleme mit den Charaktermodellen auf der PS4. Die sahen wirklich grausig aus. Dies besserte sich allerdings mit einigen Patches, so dass die inzwischen ähnlich wie auf dem PC aussehen. Dennoch muss man leider sagen, dass die Charaktermodelle keinen Schönheitspreis gewinnen. Besonders, wenn Rückblenden aus Elex 1 gezeigt werden, fällt auf, wie viel besser die Charaktermodelle im ersten Teil doch ausgesehen haben. Wenn ich es richtig mitbekommen habe liegt das daran, dass eine neue Engine oder irgendein neues Programm genutzt wurde für Elex 2, was den blöden Nebeneffekt hatte, dass die Charaktermodelle halt alle so seltsam lederig und seltsam aussehen.
Ein Punkt, der bei Piranha Bytes Spielen ein wenig umstritten ist, doch von vielen Fans sehr gemocht wird, ist das Thema “Animationen”. Oft sind die etwas hölzern und verspüren einen gewissen eigenen Charme, den viele zu lieben gelernt haben. In Elex 2 versuchte man wohl diese zu verbessern, weshalb leider auch etwas von dem “rohen” Charme verloren ging. Um neue Spieler zu gewinnen ist dieser Schritt wahrscheinlich notwendig, etwas schade bleibt es dennoch.
Abschließend gibt es noch zu erwähnen, dass es schade ist, dass man die vielen Einstellungsmöglichkeiten beim Schwierigkeitsgrad diesmal weggelassen hat. Das war in Elex 1 eine wirklich fantastische Sache, da man so wirklich alles genau so einstellen konnte, wie man es für sich richtig fand, auch wenn einige Einstellungen gefühlt kaum einen Unterschied machten. Dass man es nun komplett wieder fallen ließ sehr schade. Aber da wohl viele nicht einmal bemerkten, dass es die Option in Teil 1 gibt, dachte man wohl, dass es die Arbeit nicht wert sei. Ich hoffe man greift daraufhin in den nächsten Spielen doch wieder zurück.
Dafür gibt es diesmal ein Glossar. In diesem stehen alle wichtigen Charaktere und Monster mit Beschreibungen drin. Ein sehr schönes Feature, durch welches man noch mehr über die Kreaturen und Leute in der Welt von Magalan erfahren kann. Leider hat man keine Option eingebaut, um die Charaktermodelle drehen zu können. Das wäre noch das i-Tüpfelchen gewesen.
Playlist zum ELEX II Lets Play (Mit Kommentar und sehr eigener, gemütlicher Spielweise)
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