Besonders zur Zeiten des N64/PS1/PS2/Gamecube gab es einen großen Boom an Wrestling-Spielen. Unvergessen bleiben Juwelen wie WCW/NWO Revenge, die ersten WWF Smackdown Ableger oder WWE Day of Reckoning. Bei mir persönlich wird auch WWF Warzone immer einen besonderen Platz im Herzen haben. Für viele der damaligen Meisterwerke war unter Anderem das Entwicklerstudio Yuke’s verantwortlich. Herausgebracht wurden die meisten von THQ. Als THQ Insolvent wurde, schnappte sich Take Two diese Sparte und ließ Yuke’s weiterhin jährliche Ableger produzieren bei denen die Qualität stark absank. Lange sehnten sich Wrestling-Freunde nach neuen guten Spielen, wie es sie damals zur glorreichen Zeit gab. Nun, nachdem die AEW (All Elite Wrestling) ihre Pforten öffneten, um sich dem unangefochtenen Platzhirsch, der WWE (World Wrestling Entertainment, früher auch WWF) entgegenzustellen, gibt es wieder frischen Wind in der Wrestling-Welt. Da viele AEW’ler begeisterte Gamer sind, lag es nahe, dass man bei ihrem Erfolg sich drum bemüht auch ein eigenes Spiel herauszubringen. Dazu holte man sich die Veteranen Yuke’s ins Boote, die ihre Zusammenarbeit mit Take Two beendeten. Doch nicht nur das, man holte sich sogar THQ Nordic als Publisher ins Boot. THQ Nordic hat zwar nichts mit dem damaligen THQ zu tun und nutzt den Namen lediglich um die zu ehren, nachdem man diesen damals gekauft hat, dennoch ist es ein schönes nostalgisches Gefühl die Namen “Yuke’s” und “THQ” wieder nebeneinander lesen zu können.
Somit sollte alles bereit sein, für ein neues Meisterwerk, welches den Glanz der damaligen Zeit zurückholt oder? Dies war wohl auch der Plan, so tönte man zumindest laut, dass man den Geist der alten Klassiker einfangen und alles besser machen will, als das was die Konkurrenz so in letzter Zeit machte. Ob dies geglückt ist oder, ob Yuke’s nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, finden wir in diesem Review heraus!
If you smeeeellllllllelelelelelelellelelel… what Yuke’s is cooking!
Gehen wir erstmal direkt zum Gameplay, dem Herzstück eines jeden Wrestlingspiels.
Dies ist sehr arcadig angelegt. Die Lebensbalken erinnern an die guten alten N64 Zeiten und zeigen das “Momentum” an. Zusätzlich gibt es auch eher unsichtbare “Lebensbalken” für die jeweiligen Körperbereiche, wie Oberkörper, Unterkörper, Kopf und Arme. Diese sieht man lediglich, wenn genug Schaden verursacht wurde, damit spezielle Punkte überschritten sind. Hier ploppt bei der Momentum Anzeige dann ein entsprechendes Körpersymbol auf, welches eine Verfärbung beim geschädigten Körperteil anzeigt. Je rötlicher, desto geschädigter ist der jeweilige Körperteil. Ist ein Bereich geschädigt genug, kann man sogar eine Verletzung verursachen, die den Gegner natürlich einschränkt. Außerdem steigt die Chance, dass der Gegner in einem entsprechenden Aufgabegriff aufgibt.
Ansonsten ist die Steuerung recht simpel. Man hat den B-Knopf für Griffe, den Y-Knopf für Schläge und den X-Knopf für Tritte. Je nach Richtungstaste führt man unterschiedliche Aktionen aus. Hält man eine der Tasten gedrückt, führt man eine stärkere Variante aus. Bei den Griffen beginnt dann erstmal ein Lock Up, die Ausgangsposition im Wrestling. Hier hat man dann die Möglichkeit eine Aktion auszuführen. Entweder durch erneutes drücken der Griffe-Taste oder durch das drücken der Knöpfe für Schläge oder Tritte. Das Move-Arsenal ist somit recht umfangreich. Es gibt sogar getrennte Aktionen für die linke oder rechte Seite, wenn der Gegner am Boden liegt. Natürlich kann man den Gegner auch in die Seile werfen, dies tut man mit dem A-Knopf, mit der man ansonsten auch selber laufen kann. Alternativ dient auch eine der Schultertasten dazu. Hier habe ich die Steuerung etwas für mich selber angepasst. Dies ist in den Optionen nämlich auch möglich. Normal liegt die Funktion glaube ich auf der R-Taste. Diese kann man auch drücken ohne zuvor in den Lock Up gegangen zu sein, um einen Gegner in die Seile zu schicken. Mit der linken Schultertaste wirft man den Gegner mit mehr Schwung, so dass man ihn auch aus den Ring hinauswerfen kann. Mit den anderen beiden Schultertasten kontert man Angriffe. Rechts Schläge und Tritte, links Griffe. Natürlich muss hier stets das Timing stimmen. Hat es geklappt erscheint kurz ein roter Kreis, der den Konter quasi bestätigt.
Natürlich dürfen auch die Finishing Moves nicht fehlen. Ist das Momentum voll, kann man seinen “Signature” Move, via Steuerkreuz, ausführen. Führt man in dem Status einen Taunt via rechten Control Stick aus, ändert sich diese zum “Finisher” Status und man kann seinen stärksten Move ausführen.
Etwas was hier sehr angenehm gemacht wurde ist, dass wenn man z.B. einen Finisher hat, bei dem man von der Ringecke auf den liegenden Gegner springt, dann muss man nicht zwingend den Gegner zu Boden werfen und die Ringecke erklimmen, sondern man kann den Gegner einfach greifen und dort den Finisher, via rechten Control Stick, auslösen. Dann kümmert sich der Wrestler selber darum, dass der Gegner richtig positioniert ist, klettert eigenständig hoch und springt herunter. So spielt sich das Ganze wirklich gut und man muss sich keine Sorgen machen, in welche Position man sich wofür nun begeben muss. Dies muss man lediglich, wenn man mehrere Finishing Moves hat und von diesen einen bestimmten ausführen möchte. Hier wäre es schön gewesen, wenn die Richtung des rechten Control Stick angeben würde, welchen Finisher man nun ausführen möchte, damit der Befehl diese direkt von sich aus auseinanderhalten kann.
Das Spielgeschehen ist somit an sich sehr simpel und leicht anzuwenden. Natürlich gibt es auch weitere Mechaniken, wie z.B. die Waffen, die man unter dem Ring oder aus dem Publikum hervorziehen kann. Hier wurde man auch ein wenig kreativ. So gibt es einen Pizzakarton, den man seinen Gegner über den Schädel zimmern kann, oder auch so ein hochexplosives Gas, welches man auf seinen Gegner werfen kann, der dann in die Luft fliegt. Einige wenige Waffen haben sogar einen eigenen “Waffenfinisher”. Doch leider scheint das nur auf sehr wenige zuzutreffen.
So schön dies alles auch ist, und so viel Spaß das Gameplay auch macht, leider gibt es viele viele Bugs in dem Spiel… Angefangen durch simple Dinge, wie das gewisse Schläge oder Tritte einfach immer daneben gehen, weil irgendwas mit der Hitbox nicht zu stimmen scheint, über ein außer Kontrolle geratenes oberes Seil, bis hin zum in den Boden hineinfallen. Ärgerlich ist auch ein Bug, der manchmal auftritt, wenn man einen Finisher/Signature von der Ringecke aus hat. So passiert es gerne mal, dass der Wrestler beim hochspringen, sich irgendwie durch das Seile glitcht, dadurch etwas weiter hinten steht und beim Sprung einfach viel zu kurz und somit komplett daneben springt. Beim ersten und auch zweiten Mal sehr witzig. Nach dem fünften/sechsten Mal wird es doch eher sehr nervig.
Doch diese Dinge sind noch nichts gegen die unsäglichen katastrophalen Multi-Men Matches. Egal ob Tag Team, Triple Threat, Fatal Four oder Casino Battle Royal. Hier erkennt man wie gering die Qualität von AEW Fight Forever wirklich ausfällt. Abgesehen davon, dass die KI die reinste Katastrophe ist, beim Rumble, wo man nur über das dritte Seil hinausgeworfen ausscheiden kann, unterbrechen die Gegner lieber einen Aufgabegriff, anstatt ihren Gegner rauszuwerfen, ist auch das anvisieren absolut furchtbar und funktioniert kaum richtig. Ständig wechselt der Fokus auf irgendeinen anderen Gegner, den man gerade gar nicht gebrauchen kann. Auch, dass man ständig wen anderes erwischt, wenn man sein Ziel angreift, obwohl eigentlich genug Luft zu den anderen sein sollte, ist auf Dauer sehr nervig. Und natürlich ist die KI auch so “schlau”, dass die sich ständig auf einen Haufen pfercht. Egal wie oft ich auch versuchte auf die andere Seite zu gehen, damit man sich nicht in die Quere kommt, es dauerte nicht lang und schon kamen sie wieder zum Gruppenkuscheln angeschlichen. Der Spaßfaktor sinkt so enorm.
Dazu kommen auch die seltsam angepassten Regeln. Gefühlt ist der gegnerische Team Partner eine halbe Ewigkeit im Ring, obwohl er eigentlich nach wenigen Sekunden wieder raus müsste. Dabei fällt mir auch die tolle Disqualifikationsregelung ein. Zum Einen ist es so, bei Matches, wo man disqualifiziert werden kann, dass man dreimal mit einer Waffe zuschlagen darf, bevor man disqualifiziert wird. Klingt seltsam, ist es auch, erleichtert aber auch einige Matches. Zum Anderen spielt es keine Rolle, ob dem Gegner Hilfe zueilt und die einem dann zu dritt vermöbeln. Sobald man sich aber da mit einer Waffe wehrt und ein viertes Mal zuschlägt, wird man selber sofort disqualifiziert. So eine Situation gibt es allerdings nur im Road to Elite Modus, auf den ich später zu sprechen kommen werde.
Letzten Endes fühlt sich alles sehr halbgar an. Positiv ist aber das Exploded Barbed Wire Deathmatch hervorzuheben. Dieses macht wirklich sehr viel Spaß und ist auch ein besonderes Leckerli bei den Matcharten, welches man so, glaube ich, noch nicht woanders gesehen hat. Hier kann man den Gegner nicht nur in die bestachelten Platten in zwei der Ringecken schmeißen, sondern diesen auch in die Stacheldraht überzogenen Ringseile. Während des Matches gibt es einen Timer, Wenn dieser abläuft gibt es eine große Explosion. Je näher man am Seil steht, desto mehr Schaden erleidet man. Es gibt allerdings auch einen speziellen Finisher, den man anwenden kann, wenn der Gegner im Seil hängt. Hierbei wirft man den Gegner aus dem Ring, wo er ebenfalls Schaden erleidet, bevor er in den Ring zurückgerollt kommt. Es handelt sich also um eine wirklich brutale Matchart.
Neben den bereits erwähnten Matcharten gibt es dann auch noch das Ladder Match, ein Falls Count Anywhere und ein Lights Out Match. Diese sind nur 1 gegen 1 möglich. Die Regeln sind überall fest. Es gibt keine Möglichkeit daran etwas zu ändern und z.B. zu sagen, dass man beim normalen Singles Match Disqualifikation aus haben möchte, Rope Break aber anbehalten möchte oder umgekehrt.
Ein schönes Feature ist allerdings, dass man, wenn man mehrere Titel hält, auch mit mehreren Gürteln hineinkommt. Für einen Titel gibt es auch noch die Möglichkeiten eine alternative Entrance Animation auszuwählen. Doch leider sind die Entrances allgemein sehr enttäuschend, da sie nur ein paar wenige Sekunden gehen, anstatt komplett bis zum Ring. Es ist zwar schön, dass man die Tasten mit Effekten und Pyrotechnik belegen kann, um diese während des Entrances per Tastendruck einzusetzen, doch es ist auch irgendwie schade, dass man nichts festlegen kann, damit z.B. automatisch bei der und der Stelle Nebel erscheint. So oder so machen diese Effekte die Entrances leider auch nicht so viel besser.
Was ebenfalls schön ist, ist die Möglichkeit nach Exhibition Matches weiter auf den Gegner losgehen zu können oder gar ihm die Hand zu reichen. 15 Sekunden hat man dann Zeit. Allerdings geht das auch wieder nur bei Exhibition Matches, also nicht im Road to Elite Modus und auch nicht in Titelkämpfen oder speziellen Matches. Für das online Spielen ist das aber sicher eine schöne Möglichkeit seinem Gegenspieler Respekt zu zollen, oder nachzutreten.
Es gibt übrigens auch noch Minispiele, die man spielen kann. Diese sind schön verrückt und auch recht spaßig. So gibt es z.B. ein Quiz, wo man sein AEW Wissen auf die Probe stellen kann, oder auch ein Minispiel, wo man Kisten wegkloppen muss. Auch sowas wie, dass man sich einen bestimmten Weg merken muss und diesen schneller als die Gegner überwinden muss oder wobei man sich bei einem seillosen Ring gegenseitig aus dem Ring schubsen muss, wie beim Sumo. Und dies sind noch lange nicht alle. Ich weiß auch gar nicht wie viele es insgesamt gibt, da man diese freischalten muss, was man über den Road to Elite Modus macht. So erhält man pro Durchlauf ein neues Minispiel, welches man sich dann im Shop freikaufen kann. Über das Geld muss man sich aber auch keine Sorgen machen, da man durch Matches ohnehin mehr als genug Geld bekommt.