Lehrer über Lehrer, Werkbänke über Werkbänke…
Selbstverständlich dürfen in einem Piranha Bytes Spiel die Fähigkeiten-Lehrer nicht fehlen. Davon gibt es diesmal so einige! Das Feld der Fähigkeiten wurde nochmal erheblich mehr gesplittet, so dass die Lehrer nun noch spezialisierter sind. Während man in Elex 1 noch bequem Taschendiebstahl, Schlösser knacken und Tresore hacken beim selben Lehrer lernen konnte, gibt es nun gerne mal zwei-drei verschiedene Lehrer für diese Fähigkeiten.
Das selbe Spiel ergibt sich bei den Werkbänken. Ihr könnt wieder einiges selber herstellen. Seien es Tränke, Waffen oder diesmal sogar Munition. Bei den Waffen sind die Tische noch zwischen Nahkampf, bzw. Schmiede, und Fernkampfwaffen aufgeteilt. Wenn ihr drei Waffen derselben Art habt, also sagen wir drei beschädigte Schwerter, könnte ihr dieses zu einem normalen “Schwert” zusammencraften. Wollt ihr dieses Schwert noch weiter verbessern, braucht ihr zwei Schwerter, sowie noch weitere Materialien, wie Erze oder Schrott. Demnach gibt es diesmal auch sehr viele verschiedene Waffen zu finden und aufzubessern. Doch auch wenn es hier viel zu finden gibt, wird es einem doch schneller als einem lieb ist, schwer bessere Waffen zu finden. Ich hatte relativ früh eine Einhandwaffe, die irgendwas im 300’er Bereich an Schaden macht. Dies war allerdings keine Special Waffe, sondern eine recht normale, die ich verbessert hatte. Danach gab es nicht eine Waffe mehr, die besser war. Selbst die Waffe, die es bei einer Quest gab, “die ein Meisterwerk der Schmiedekunst” sein soll, war ziemlich schwach und enttäuschend dagegen. Wenn man die Quest frühzeitig genug macht, lohnt es sich natürlich aber ich fand es einfach schade, dass die vermeintlich beste Einhandwaffe im Spiel anscheinend eine Ottonormalverbraucherwaffe ist, die ich einfach nur verbessert habe, anstatt irgendeine besondere Special Waffe. Es wäre aber natürlich auch möglich. dass ich noch irgendwo in der Welt eine Waffe nicht gefunden oder übersehen habe. Immerhin ist die Welt riesig und es gibt wirklich extrem viel zu finden und auch schnell zu übersehen.
Abgesehen von den drei Werkbänken, gibt es auch noch eine fürs Jetpack, um z.B. Treibstoff hinzuzufügen oder weitere Flugmechaniken zu erlernen, und einen Sockeltisch. Hier können Waffen mit speziellen Bonis aufgebessert werden oder die Steine mit speziellen Bonis zu besseren Steinen kombiniert werden.
Somit gibt es in Elex 2 nun 5 verschiedene Werkbänke und zig verschiedene Lehrer, die das Ganze natürlich realistischer gestalten, doch auch erheblich nerviger und anstrengender, wenn man was braucht und erstmal ewig durch die Gegend suchen oder reisen muss. Lehrer kann man noch markieren, wenn man eine bestimmte Fähigkeit erlernen will, doch Werkbänke sind nicht auf der Karte aufgeführt. Man müsste sich selber einen Marker setzen, wenn man dran denkt. Warum man sich die nicht auf der Karte anzeigen lassen kann, verstehe ich nicht. Zumal die Verteilung leider auch nicht so gut ist. Hier wünschte ich mir auch, da man ohnehin ein großes Hauptlager hat, die Bastion, in der man viele Verbündete zusammenrottet, dass man dort auch Lehrer aller Art versammeln könnte und Werkbänke selber platzieren könnte. Zumindest im eigenen Heim, welches man ohnehin nach der Einrichtung einer der Fraktionen ausstatten kann. Dann könnt man sich alles etwas übersichtlicher gestalten, damit man nicht dauernd blöd und verloren in der Welt herumsucht oder ständig durch irgendwelche Ladebildschirme muss, weil man für die oder die Fähigkeit, dann plötzlich in eine ganz andere Stadt muss. Abgesehen davon, dass ich es auch etwas albern finde, dass Nahkampf- und Fernkampfwaffen getrennte Werkbänke haben.
Allgemein würde ich mir wünschen, dass man, wenn man sein Eigenheim schon ausstatten kann, man die Stile auch miteinander kombinieren könnte. Sprich, dass man einstellen kann, dass man das Sofa von den Morkons haben möchte aber das Bett von den Berserkern und an der Wand Dekoration der Kleriker und dort was von den Albs oder Outlaws. Wäre sicherlich nochmal etwas aufwändiger umzusetzen, doch wenn man ohnehin ein Ausstattungssystem drin hat, sollte das sicherlich machbar sein. Doch versteht mich nicht falsch, dieser Punkt ist jetzt kein Kritikpunkt, sondern lediglich ein kleiner Wunsch, der das Spiel in meinen Augen nur noch mehr aufwerten würde.
Quests über Quests
Elex 2 bietet eine Vielzahl an Quests! Langeweile kommt so schnell nicht auf. Aufgeteilt sind die Quests wieder mal in “Hauptmissionen”, “Nebenmissionen” und “Gefährtenmissionen”.
Viele der Missionen sind auch gut gemacht, abwechslungsreich oder einfach interessant. Spannend ist auch, dass es eine passive Quest gibt, in der man selber eigentlich nichts tut, außer NPCs zu beobachten, wie die eine Quest lösen. Da steckt schon sehr viel Liebe drin. Auch, wie gewohnt, wenn Quests abgeschlossen sind und NPCs dann irgendwo hinlaufen, wo sie laut Quest hin sollen und man denen auch dorthin folgen könnte, wenn man möchte.
Es gibt auch Quests, bei denen man einen bis mehrere Tage warten muss, bevor man die fortsetzen und beenden kann, da ein NPC Zeit braucht um etwas zu tun oder zu erfahren oder sonst was. An sich ist das ganz cool und erschafft ein noch realistischeres Bild von der Welt und das Leben der NPCs. Doch leider wurde es ein wenig übertrieben mit diesem Mechanismus. Es gibt so viele Quests, bei denen man ständig warten muss, dass es wirklich mühselig wird, sich jedes Mal wieder aufs Ohr zu hauen, um die Zeit zu überbrücken. Hier wäre eine bessere Balance wünschenswert. Besonders schade ist es, dass es auch Quests gibt, die sich dieser Mechanik bedienen, obwohl es gar keinen Sinn bei dieser Quest ergibt. Dann heißt es in einem Dialog, dass man die und die finden soll, und der NPC auch weiß, wo die alle sind aber nachdem man den ersten ausfindig gemacht hat, heißt es für den nächsten plötzlich “ich brauche noch etwas Zeit”. Es ergibt einfach keinen Sinn und wirkt einfach nur, als ob man künstlich Quests in die Länge ziehen wollte. Leider.
Dies betrifft vor Allem die Gefährtenquests, die wirklich ein großer Rückschritt zum ersten Teil sind. Der Inhalt der Quests ist zwar durchaus interessant, zumindest im Kern, meist brauchen die etwas um in Fahrt zu kommen, doch die Umsetzung ist einfach nur zäh und anstrengend. Besonders, da es manchmal reicht 2 Tage zu schlafen, bis eine Quest weitergeht, dann reicht es plötzlich nicht mehr und man muss erst das nächste Kapitel erreichen. Die Gefährtenquests scheinen zwar erheblich länger zu sein diesmal, doch dies tut denen leider nicht gut. Sie sind einfach nur zäh. Besonders in späteren Kapiteln, wenn man aufgrund der Infektion, plötzlich nach so einer Quest, bei der man ohnehin sonst wo in der Welt hinteleportiert wird, dann zufällig wieder zu einem komplett anderen Ort hinteleportiert wird, ohne Gefährten und erstmal wieder zurück teleportieren muss. Da man aber bei den Quests selber auch schon sonst wo hinteleportiert, findet man schwer den Ort wieder, wenn man nicht auf die Karte geguckt hat, wo man gelandet ist, falls man noch Loot liegen gelassen hat, da das wegteleportieren plötzlich aus dem Nichts heraus dazwischen funkt. Hier habe ich wirklich teilweise den Spielspaß komplett verloren und musste auch mal eine Woche Spielpause einlegen, weil es nur noch frustrierend war. Ich verstehe, dass man die Infektion ernsthaft darstellen möchte, doch letzten Ende ist man weit über das Ziel hinausgeschossen. Genauso, wie bei Jax ständigen! immer selbigen Kommentaren, bei jedem neuen Tagesanfang und manchmal auch so zwischendurch: “Argh…” “Verdammt…” “Diese verfluchte Infektion”…. blablabla… Allgemein quatscht der alte Mann Jax extrem viel verwirrtes Zeug im zweiten Elex Teil und weiß einem oft ziemlich auf die Nerven zu gehen. Wer die ständig wiederholenden Sätze der Gefährten im vorherigen Teil schon nervig fand, darf sich sehr über Jax verwirrte Monologe freuen, die in einer komplett anderen Liga spielen!
Leider hat Elex 2 auch ein großes Problem mit dem Pacing der Quests. Es ist möglich im ersten Kapitel wirklich so gut wie alle Quests zu erledigen. In den weiteren Kapiteln kommt einfach nichts neues dazu. Da die Fraktionen nun nicht mehr Teil der Hauptquest sind, da es optional ist, ob man sich jemanden anschließt, sind auch die Fraktionsquests, die zum Aufstieg in der jeweiligen Fraktionsrangfolge nötig sind, nicht mehr über mehrere Kapitel aufgeteilt. Dadurch fällt es nur umso mehr auf, wie wenig Quests es gibt, um in den Reihen einer Fraktion aufzusteigen. Ich habe den Weg der Berserker genommen. Und nachdem ich zum “Setzer” wurde, gab es zwei Quests, bis ich “Krieger” wurde und eine einzige um “Erz-Berserker” zu werden. Das ist wirklich gar nichts. Besonders nicht, wenn man von den Berserkern ständig zu hören bekommt, wie schwer es ist aufzusteigen und wie lange es normalerweise dauert und sowas. Das ganze wirkt so einfach nicht stimmig und wenig authentisch. Ich würde mir wünschen, dass einige der Nebenquests einfach zwischen den Rangen aufgeteilt worden wäre, wenn man sich keine weiteren einfallen lassen möchte oder es zeitlich nicht mehr drin ist. Auch ist es super schade, dass es keine neuen Quests gibt, nachdem man Erz-Berserker wurde. Gerade in späteren Kapiteln hät man da wirklich was einbauen können. Aber irgendwie fühlt es sich eh so an, als ob die Fraktionen nur für den Aufstieg oder eben einige wenige Haupt- und Gefährtenquests existieren würden. Was ich damit genauer meine ist, es gibt z.B. später Hauptquests, bei denen z.B. das Lager der Berserker bedroht wird und man diese Bedrohung ausschalten muss. Doch kein einziger NPC im gesamten Lager reagiert darauf. Wirklich niemand. Das nimmt dem ganzen erneut einiges an Authentizität.
Allgemein wünschte ich mir, dass die NPCs mehr reagieren würden auf Geschehnisse. Die Dialoge, die die meisten haben, sind meist schnell abgefrühstückt und dann kommt da auch nichts neues mehr egal, was passiert. Nicht einmal, als ich zum Erz-Berserker aufstieg interessierte es den meisten der Berserker. Nur wenige sind darauf eingegangen. Das war in Elex 1 besser umgesetzt. Doch kam es mir ohnehin so vor, als ob es recht wenige NPCs mit Namen im Spiel gab. Bei einigen Fraktionen kann man die an einer Hand abzählen gefühlt. Es scheint so, als hätte man sich Mühe gegeben die Questreihen immer länger zu ziehen, anstatt einfach mal mehr NPCs einzubauen, die mehrere verschiedene Quests geben. Von allen Piranha Bytes Spielen, empfand ich die Umsetzung der Quests in Elex 2 leider am schwächsten, dabei gibt es viel Potenzial. (und ich bin wirklich ständig erneut alle Fraktionen abgelaufen, in der Hoffnung auf eine neue Quest oder einen neuen Dialog)
Ach ja im Post Game gibt es noch das Eine oder andere Questchen. Doch ergibt es nicht einmal groß sinn, weil man teilweise Dinge dabei erfährt, die man in der Hauptstory zuvor bereits erfahren hat. Das Post Game wirkt diesmal leider etwas sehr erzwungen und hätte auch weggelassen werden können.
Die Hauptgeschichte selber schwächelt ein wenig im Vergleich zum Vorgänger. Einige wichtige Fragen wurden zwar beantwortet, und letzten Endes wurde die Geschichte auch sinnvoll weitergesponnen, doch teilweise wirkt die Erzählung auch ein wenig an den Haaren herbeigezogen oder wenig nachvollziehbar. Insbesondere bei einigen der Dialoge. Das Ende lässt einem ebenfalls ein wenig ernüchternd zurück, da es einen so vorkommt, als gäbe es keinen so wirklichen Fortschritt letzten Endes. Ich hatte ein wenig das Gefühl, als wäre Elex 2 eher ein kleiner Lückenfüller, da man noch etwas brauchte, bevor man die Geschichte so erzählen kann, wie man es in einem eventuellen Elex 3 gerne möchte, jedoch hatte man nicht genug um aus diesem Lückenfüller etwas wirklich großartiges zu machen. Somit bereitet Elex 2 einem gut auf Elex 3 vor, falls dieses kommen sollte, hebt sich aber nicht groß von Teil 1 ab und bleibt damit in dessen erzählerischen Schatten.