Eine Geschichte von Göttern, Dämonen und einem Geschwisterpaar!
Unsere Geschichte erzählt vom Geschwisterpaar Raji und Golu. Ohne Eltern schlagen sich die Zwei als Schausteller eines kleinen Karnevals durchs Leben. Die anderen Karneval Performer sind dabei die Einzigen, die sie als sowas wie eine Familie bezeichnen können. Die ältere Schwester Raji glänzt durch ihre Akrobatik auf dem Seil, der jüngere Bruder Golu zeigt seine Puppenaufführungen, bei denen er von antiken Zeiten erzählt, als noch Dämonen über die Welt wanderten… So begab es sich vor sehr langer Zeit, dass ein Dämon Buße tat. Aufgrund seiner Hingabe segnete ihm Brahma (Quasi der Gott, der die Welt erschuf) mit Unsterblichkeit und einer mächtigen Waffe. Daraufhin vereinigte der nun unsterbliche mächtige Dämon die anderen Dämonen und begann einen Krieg. Die Göttin Bhūma-Devī (Repräsentantin von Mutter Erde) versuchte den Dämonen zu stoppen, doch dieser tötete sie, woraufhin Shiva (Gott der Zerstörung) wütend wurde und die Kontinente mit einem gewaltigen Tritt zerteilte, wobei die Dämonen für immer verloren gingen… So heißt es zumindest. Noch während Golu seine Geschichte erzählt, verdunkelt sich der Himmel und Dämonen eilen blutrünstig herbei! Sie kidnappen Golu, zusammen mit vielen anderen Kindern und ließen Raji, die beim Versuch ihren Bruder zu beschützen scheiterte, verwundet zurück…
Und hier beginnt Raji’s großes Abenteuer um ihren kleinen Bruder Golu aus den Fängen der Dämonen zu retten. Jedoch ist Raji nicht auf sich alleine gestellt. Die Götter selber stehen ihr bei und so beobachten die beiden Götter Durga (Göttin der Vollkommenheit) und Vishnu (Gott der Erhaltung) eifrig und wohlwollend ihr tun, da sie in ihr mehr sehen, als eine einfache Seilakrobatin, denn die Welt steht einem großen Unheil bevor und braucht eine Auserwählte um dieses zu verhindern… So führen die beiden Götter Raji auf ihrer kleinen Reise und spendieren ihr nicht nur ihre Kräfte, die Raji nach und nach erlangen kann, sondern auch mächtige Waffen, damit das mutige junge Fräulein sich gegen die blutrünstigen Dämonen zur Wehr setzen kann…
Der persische Prinz lässt grüßen!
Kaum ist die Einleitung vorbei, geht es auch schon mit einem kleinen Tutorial los. Hierbei werden einem nicht nur die üblichen notwendigen Steuerungsmechaniken beigebracht, sondern man wird auch später im Spielverlauf beim Erhalt jeder neuen Waffe erneut eine kleine Einführung in eben die gerade frisch erhaltene Waffe bekommen. Doch zunächst heißt es laufen, springen und klettern! Als begabte Artistin kann Raji selbstverständlich problemlos Säulen hinaufrobben oder gar ein Stück weit an Wänden, über Abgründe hinüber, entlang laufen, um problemlos auf die andere Seite zu gelangen. Allgemein beherrscht Raji ein facettenreiches Arsenal an verschiedenen Bewegungen. So kann sie neben den gerade erwähnten Kletterpartien auch wunderbar mit einer Rolle ausweichen. Drückt man dabei die Ausweichtaste rechtzeitig erneut, fügt Raji noch einen Radschlag hinzu, woraufhin sie ihre Akrobatiknummer mit einem spektakulären Vorwärtssalto beenden kann, wenn man erneut im richtigen Moment die entsprechende Ausweichtaste drückt. Dabei gibt es noch zu beachten, dass es keine separaten Knöpfe für ausweichen und springen gibt. Dies wird für einem vom Spiel bereits automatisch übernommen, sprich drückt man die Taste an Orten, wo keine Sprungpassage vorgesehen ist, weicht man nur aus, drückt man die Taste an einem Ort, wo eine Sprungpassage vorgesehen ist, springt man. Ganz simpel und einfach. Dieser automatische Wechsel funktioniert in der Regel auch ziemlich problemlos. Natürlich kann man auch Wände hinauflaufen, um an höher gelegene Orte zu gelangen. Insgesamt fühlt man sich bei den Bewegungsabläufen schon stark an einen gewissen persischen Prinzen erinnert, wobei man anerkennend anmerken muss, dass Raji dem Herren Prinzen in nichts nachsteht, was die Qualität des Gameplays anbelangt.
Natürlich besteht das Spiel nicht nur aus klettern und springen. Kämpfe nehmen einen ähnlich großen Teil des Spieles ein. Diese finden ausschließlich als Arenakämpfe statt. Man durchquert das Level ein Stück und plötzlich erscheint eine kreisförmige Markierung auf dem Boden und innerhalb dieses Kreisen spawnen verschiedene Dämonen, die es zu bekämpfen gibt. Der Kreis dient natürlich als Barriere, die man nicht durchqueren kann. Es entsteht also eine Arena. Teilweise muss man dabei auch mehrere Wellen beseitigen. Die Kämpfe gehen ebenfalls sehr flott und simpel von der Hand. Neben dem bereits erwähnten Ausweichen, gibt es eine Taste für einen schnellen leichten Angriff, sowie eine Taste für einen langsameren stärkeren Angriff. Kombos bei mehrmaligen Drücken sind natürlich ebenfalls möglich. Doch dabei bleibt es nicht. So kann Raji auch ihre Umgebung zu ihrem Vorteil nutzen und sich auf Tastendruck um eine Säule herum schwingen, wobei sie getroffene Gegner für einen kurzen Moment lähmt. Ebenso kann Raji ihre Fähigkeit Wände ein Stück hinauflaufen zu können für verschiedene Angriffe nutzen. So gibt es einen leichten Angriff, und einen stärkeren Angriff, welche sich von Waffe zu Waffe unterscheiden. Beim leichten Angriff springt man in der Regel von der Wand ab und stürzt sich direkt auf den üblen Widersacher, solange man in die korrekte Richtung navigiert. Der schwere Angriff besteht meist aus einem Flächenangriff. Wenn der Gegner nur noch über wenig Lebensenergie verfügt, sich seine Lebensenergie also rot färbt, ist man auch dazu in der Lage via Tastendruck einen speziellen Todesangriff auszuführen, um dem Gegner den Rest zu geben. Dieser variiert von Waffe zu Waffe. Außerdem besitzt jede Waffe auch noch über einen weiteren Angriff, wenn man die hintere linke Schultertaste gedrückt hält. Bei der ersten Waffe die man erhält, einen Dreizack, kann man z.B. die Waffe auf einen Gegner werfen, wenn man die entsprechende Schultertaste zum Zielen gedrückt hält und dabei die Angriffstaste drückt um zu werfen. Weitere Waffen haben dabei ihre eigenen Angriffe, auf die ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen möchte, um nicht zu viel vorwegzunehmen, da es immerhin eh nur wenige Waffen gibt. Dennoch bietet jede Waffe auch noch einen besonderen Spezialangriff, den man mit der rechten hinteren Schultertaste einsetzen kann. Dabei entfesselt man die Macht der Götter und fügt den Gegnern im eigenen Umkreis mächtig schaden zu. Diesen mächtigen Angriff kann man selbstverständlich nicht endlos oft hintereinander einsetzen. Um diesen Angriff zu entfachen braucht man spezielle kleine Kügelchen, die man an bestimmten kleinen Schreinen aufsammeln kann. Verbraucht man diese, kommt nach einer gewissen Zeit meist auch wieder eine weitere Kugel heraus, solange der Kampf noch in Takt ist. Ist der Kampf vorbei, erscheinen auch keine neuen Kügelchen. Diese Art von Kügelchen sind allerdings nicht die Einzigen, die man im Laufe des Abenteuers sammeln kann. So kann man bei so kleinen Schreinen ebenfalls eine andere Art von Kügelchen bekommen, doch hier bin ich mir allerdings noch immer nicht ganz sicher, ob diese einem nur heilen oder die Lebensenergie erweitern. Ich tippe mal auf zweites, da sich die Lebensenergie ohnehin außerhalb der Kämpfe von selbst auffüllen müsste, da ich in der Richtung eigentlich nie Probleme hatte, selbst wenn ich mich bei einem Kampf mal etwas ungeschickt angestellt habe. Es gibt jedoch noch eine dritte Form von diesen Kügelchen. Diese sind teilweise etwas versteckter und man muss schon mal die eine oder andere Abzweigung nehmen um diese zu finden. Und diese kleinen Umwege lohnen sich, da diese Kügelchen Fähigkeitspunkte sind, die man im Fähigkeitenbaum einsetzen kann. Hier gibt es drei verschiedene Götter, die man auswählen kann. (je weiter man voranschreitet, schaltet die anderen Beiden frei) Diese Drei Götter stehen für verschiedene Attribute, wie z.B. Blitz. Jede Waffe, die man erhält, kann man jeweils mit einem dieser Attribute kombinieren, um so auf die Fähigkeiten der jeweiligen Gottheit zurückgreifen zu können. Dabei gibt es pro Gottheit, jeweils drei verschiedene Fähigkeiten, die jeweils drei Stufen haben. Das tolle an dem Fähigkeitensystem in Raji: An Ancient Epic ist, dass man diese Punkte problemlos hin und her verschieben kann. Schaltet man ein neues Attribut frei und möchte die Fähigkeiten ausprobieren? Kein Problem! Dazu nimmt man die vorher verteilten Punkte einfach wieder weg und vergibt sie eben neu. Ganz simpel, ganz unkompliziert. Apropos unkompliziert. Der Einsatz dieser Fähigkeiten funktioniert ganz automatisch. Man muss in den Kämpfen keine Befehle ausführen, es reicht einfach normal weiter anzugreifen. Hin und wieder werden die Fähigkeiten dann von alleine dabei aktiviert. So gibt es z.B. die Fähigkeit Kettenblitz, mit der mehrere Gegner in der Umgebung des getroffenen Gegners, ebenfalls getroffen werden. Insgesamt aktivieren sich die Fähigkeiten in einem angenehmen Maße.
Darüber hinaus wird Raji auch auf mächtigere größere Gegner treffen. Letzten Endes ist die Zahl an Bosskämpfen jedoch sehr gering im Spiel, allerdings wissen diese leider ohnehin nicht so ganz zu überzeugen. Insgesamt bestehen diese lediglich daraus pausenlos auf die Ausweichtaste zu hämmern und hier und da mal einen Angriff abzufeuern. Dies tut man eine ganze Weile und freut sich, wenn der zähe Kaugummi endlich zu Ende gekaut ist und hinter sich gelassen werden kann. Hier wäre empfehlenswert gewesen die Bosskämpfe kürzer zu gestalten. Besonders beim, ich glaube, zweiten richtigen großen Bosskampf, hätte es die Hälfte an notwendigen Treffern auch getan und der Kampf hätte dann durchaus auch Spaß machen können, da er visuell schon eindrucksvoll inszeniert ist. Glücklicherweise sind es aber eh nur sehr wenige Bosskämpfe, die letzten Endes auch nicht sonderlich schwer sind. Man kann zwar dennoch hier und da leicht mal sterben, da diese teilweise einen wirklich enormen Schaden verursachen, doch steigt man relativ fix am Anfang des Kampfes wieder ein und kann es umgehend besser machen.
Abgerundet wird das Ganze durch einige kleinere Rätsel, die man lösen muss. Diese sind wirklich sehr simpel gehalten. So muss man z.B. bei einem dämonisch aussehenden Baum mit hässlichen Dämonenfratzen, die einzelnen Ebenen so zurecht drehen, dass diese zusammen passen. Ist dies geschafft, bekommt der Baum seinen alten Glanz zurück und vertreibt die Dämonenaura vom jeweiligen Areal. Insgesamt gibt es vielleicht 3-4 verschiedene Arten von Rätseln, die dann ab und an auftauchen, doch vom Prinzip her funktionieren diese alle ähnlich. Man dreht irgendwas, bis es zum Rest passt. Es ist zwar nicht sonderlich anspruchsvoll, macht dennoch Spaß, da es eine schöne Abwechslung zu den Kampf-, sowie Sprungpassagen ist.
Ansonsten bietet das Spiel eine überschaubare Anzahl an unterschiedlichen Gegnertypen, was allerdings nicht wirklich schlimm ist, da so ein kurzes Spiel nun wirklich nicht mehr braucht. Letzten Endes bietet das Spiel immerhin nur eine ungefähre Spielzeit von ca. 5 Std. Wenn man sich beeilt und recht fix durchläuft, kann man es sicherlich auch problemlos in 3-4 Std beenden. Ich selber habe mir schon eher etwas Zeit genommen um auch Winkel zu erkunden, wo die Wahrscheinlichkeit etwas zu finden gering war oder um einfach mal die Umgebung ein wenig zu genießen. Es wäre zwar schön gewesen, wenn es noch ein wenig länger gehen würde, gerade da einige mit dem ziemlich untypischen Ende sicherlich nicht zufrieden sein werden, persönlich mochte ich es sehr, gerade weil es so unverbraucht und überraschend daher kam, doch vielleicht erwartet uns in Zukunft ja noch einen zweiten Teil. Was Raji: An Ancient Epic anbelangt, ist die Spielzeit, gemessen an der Größe des Entwicklerstudios, schon ok. Persönlich war ich zufrieden, jedoch verstehe ich auch, wenn es einem etwas zu kurz ist, gerade, wenn man eher zu der Gattung Spieler gehört, die Raji: An Ancient Epic bereits in 3-4 Std durch hat und dazu auch noch den, für einen Download only Release, relativ hoch angesetzten Preis von 24,99€ betrachtet, auch wenn die sehr hohe Qualität des Spieles dies schon noch rechtfertigen kann. Hier muss einfach wieder mal jeder für sich selber entscheiden, wie viel ihm/ihr das kleine sehr hochwertige und spaßige Abenteuer wert ist.
Indisch für Augen und Ohren!
Neben dem gut funktionierendem Gameplay hat Raji: An Ancient Epic auch visuell, sowie akustisch einiges zu bieten. Die Prämisse der Entwickler war es den Menschen die indische Kultur etwas näher zu bringen. Dies tut man nicht nur durch die verschiedenen Gottheiten, sowie den Erzählungen zu denen, die man im Laufe des Abenteuers auf verschiedenen Wandgemälden vermittelt bekommt, sondern ebenfalls durch die Architektur bzw. dem gesamten Design der Welt selbst. Die Umgebungen, durch die man läuft, sind absolut wunderschön anzuschauen! Dabei spielt es auch keine Rolle, ob es sich um eine Stadt, eindrucksvolle Tempel oder gar die Wüste selber handelt. In jeder Umgebung spürt man förmlich wie viel Liebe zum Detail hineingesteckt und wie sorgfältig alles designt wurde. Umso bedauerlicher empfand ich es, dass es keinerlei Interaktionsmöglichkeiten mit der so wundervoll designten Welt gibt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man beim Marktplatz vielleicht mal die eine oder andere Vase wenigstens zerbrechen kann oder die gute Raji einen kurzen Satz von sich gibt, wenn man die entsprechende Taste drückt. Persönlich muss ich auch zugeben, dass Raji: An Ancient Epic eine der visuell eindrucksvollsten Wüsten bietet, die ich in einem Spiel jemals gesehen habe. Ich war ziemlich hin und weg davon, wie wunderschön eine simple Sandwüste aussehen kann. Doch auch hier machen die Entwickler von Nodding Heads Games nicht halt und ergänzen den visuellen Schmaus auch noch mit einer authentischen musikalischen Klangfarbe. Der Soundtrack untermalt das Erlebnis wirklich wundervoll und vermittelt diesen indischen Flair ausgezeichnet. Ebenfalls sei anzumerken, dass das Spiel komplett auf englisch vertont ist. Hier erwartet einem eine wirklich gut gelungene authentische Synchronisation. Man hört zwar eindeutig, dass die Sprecher und Sprecherinnen keine englisch-Muttersprachler sind, doch gerade dies verleiht dem Ganzen Authentizität. Natürlich könnte man an dieser Stelle anmerken, dass eine indische Synchronisation vielleicht noch authentischer gewesen wäre, doch darf man nicht vergessen, dass es sich hier um ein kleines Indie Studio handelt. Hier wird man wohl bewusst auf eine englische Synchronisation gesetzt haben, um Raji’s kleines Abenteuer auf diese Weise für so viele Menschen wie nur möglich zugänglich zu machen, da das Budget für eine weitere Sprachausgabe wohl definitiv nicht mehr drin gewesen sein dürfte. Dafür bietet das Spiel allerdings Untertitel in verschiedenen Sprachen, darunter auch deutsch und zumindest die deutsche Übersetzung ist durchaus gut gelungen,
Leider hat man es allerdings schmerzlich versäumt ein Nachschlagewerk als Menü Punkt einzubauen, in welchem man näheres über die verschiedenen Götter, sowie anderen Aspekten der indischen Kultur, nachlesen kann. Es ist zwar richtig, dass man im Laufe der Reise über die verschiedenen Gemälde einiges erklärt bekommt, doch gerade wenn man kein Vorwissen mit sich bringt, kann es besonders zu Spielbeginn doch etwas verwirrend mit den ganzen schwierigen Namen sein, um der Geschichte auch vollends zu folgen. Gerade, da man mit diesem Spiel den Menschen die indische Kultur näher bringen möchte, hätte so etwas eigentlich unbedingt hineingehört. Ich hoffe, dass man da vielleicht via Update noch etwas nachreichen wird.
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